Start-up Greenlyte Carbon Technologies begegnet dem Klimawandel mit Lösung zur nachhaltigen CO2-Verwertung aus der Luft
Das Start-up hat eine Methode entwickelt, CO2 direkt aus der Atmosphäre zu entfernen unter der Herstellung von Wasserstoff als Beiprodukt. Diese Produkte können als Alternative zu fossilen Brennstoffen in der chemischen Produktion und als Flugzeugtreibstoff verwendet werden. Das Besondere: Das Verfahren soll 4-5 x energieeffizienter als alle anderen Technologien, die derzeit weltweit entwickelt werden, sein. Wir haben den Mitgründer und EWG Business Builder Florian Hildebrand von Greenlyte zum Interview getroffen.
Wie kam es zur Gründung von Greenlyte Carbon Technologies?
Ich hatte schon immer einen Hang zum Unternehmertum, gründete meine erste Firma schon in der Schule und konnte meine Softwarefirma erfolgreich skalieren und einen Teil meiner Anteile 2022 verkaufen. Danach habe ich mich an den Technischen Hochschulen Deutschlands auf die Suche nach spannenden „Grünen Technologien“ aus der Forschung gemacht. An der Uni Duisburg-Essen habe ich Dr. Peter Matthias Behr getroffen, der sein Leben lang am Thema Atmosphären-Chemie und seit 15 Jahren an Carbon Capture, forscht. Seine Forschung fand ich direkt interessant und auch menschlich hat es super gepasst. Gemeinsam mit Dr. Niklas Friederichsen haben wir dann Greenlyte Carbon Technologies gegründet. Nach der Gründung haben wir die IP der Universität abgekauft, einen kontinuierlichen Prototypen gebaut und eine Finanzierungsrunde in Höhe von 3,5 Mio. € abgeschlossen. Heute sind wir ein Team von 15 Personen, bestehend aus Uni-Absolventen sowie sehr erfahrenen Industrieexperten.
Was ist euer Geschäftsmodell?
Unsere Technologie ist im Prinzip ein effizienter CO2-Staubsauger, der das CO2 aus der Luft zieht. Im ersten Schritt absorbieren wir CO2 in einer Lösung, im zweiten Schritt desorbieren wir das CO2 über eine Wasserstoff-Elektroylse. Dadurch fällt am Ende des Prozesses dann reines CO2 (Kohlenstoffdioxid) sowie reines H2 (Wasserstoff) an, aus welchem wiederum künstliches Öl oder Gas hergestellt werden kann.
Unser Geschäftsmodell basiert im ersten Schritt auf der Vorvermarktung von größeren Pilotanlagen. In dem Funktionstestbetrieb soll die Technologie dann noch einmal verfeinert und Fehler behoben werden. Die Anlagen der Testkunden werden dann auch im Retrofitting auf den neusten Stand gebracht. Im zweiten Schritt wollen wir dann auch eigene Anlagen betreiben.
Was sind eure nächsten Schritte?
Wir wollen unsere grüne Technologie skalieren. Das ist auch angesichts der Dringlichkeit zur Einhaltung des 1,5-Grad Ziels bitter nötig. Wir eröffnen daher dieses Jahr unsere erste Anlage in Essen, die eine Kapazität von ca. 100 Tonnen CO2 im Jahr hat – das Volumen entspricht etwa der Arbeitsleistung von 10.000 Bäumen.
Durch diese Anlage und den Testbetrieb ist es uns möglich eine sehr gute Grundlage für die Hochskalierung der Anlagen zu bekommen. Wir wollen in den nächsten 10 Jahren unsere Technologie so weit skalieren, dass Anlagen jeweils Mega-Tonnen CO2 abscheiden können.
Wer sind eure Kunden?
Je nach Use-Case muss man hier unterscheiden. Für Carbon Capture and Utilisation Anwendungen, werden unsere Kunden aus der chemischen oder petrochemischen Industrie kommen, die heute fossile Rohstoffe nutzen. Jedoch sind auch Anwendungen im Bereich der Zement-, Energie- oder Lebensmittelindustrie denkbar. Das Thema Carbon Capture and Storage ist für jegliche Unternehmen interessant, um den eigenen CO2 Footprint messbar zu verringern. Dieser Ansatz ist für uns jedoch erstmal zweitrangig.
Welche Erfahrungen hast du / habt ihr als EWG Business Builder schon gemacht?
Da sowohl Niklas als auch ich bereits erfahrene Gründer sind, haben wir nach Partnern gesucht, die uns individuell bei den Themen unterstützen, die wir brauchen und nicht einfach ein Standardprogramm bieten. Durch die gute Zusammenarbeit von GUIDE- dem Zentrum für Gründung und Innopreneurship der Universität Duisburg-Essen wurden wir an das EWG Start-up Team verwiesen. Die EWG hat uns vor allem mit dem eigenen Netzwerk unterstützt in der Region anzukommen und Türen zu relevanten Stakeholdern aufgemacht, dazu zählte unter anderem auch der H2 Beirat der Stadt Essen. Wir haben dabei die schnelle Reaktion zu schätzen gelernt, denn jegliche Frage wurde oft innerhalb von Stunden bearbeitet und adressiert. Das waren für uns oft kritische Themen, wie das Finden eines Standortes, was uns normallerweise deutlichmehr Zeit gekostet hätte. Auch mit den EWG Buisness Builder Partnern Coco Finance und orfgen Marketing konnten wir direkt unsere individuellen Fragestellungen besprechen. Wir sind daher sehr dankbar für die Unterstützung und den Rückhalt, den wir durch die EWG erhalten haben und ich kann sagen, dass ich dies so bisher bei keiner Gründung erlebt habe. Wir fühlen uns hier sehr wohl und planen daher langfristig mit dem Standort Essen und NRW.
Was spricht für den Start-up Standort Essen und das Ruhrgebiet?
Essen liegt sowohl im Herzen des Ruhrgebiets als auch von NRW. Von hier erreichen wir sowohl Talente, Technologien als auch Kunden in kurzer Distanz. Die Forschung an den über 30 Universitäten NRWs ist Spitzenklasse und der Zugang zu Fachkräften, durch ansässige Unternehmen aber auch Absolventen sehr gut. Wir sind überzeugt, dass diese Dichte an Themen vor der Haustür uns entscheidende Geschwindigkeitsvorteile im globalen Wettbewerb bringen wird.
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