Essener Start-up lässt die Drohnen tanzen
Da staunten über 50.000 Menschen nicht schlecht: Beim Bundesligaspiel zwischen den Fußballvereinen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund im November 2022 setzte der Sportartikelhersteller Puma mit einer beeindruckenden Drohnen-Lichtshow über dem Borussia-Park ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt. So erstrahlten in Regenbogenfarben die Worte „Stronger Together“ am Mönchengladbacher Nachthimmel, gefolgt von einem springenden Puma, dem Logo des Unternehmens.
Ein Spektakel made in Essen! Denn entworfen und umgesetzt hat die Drohnenshow das Essener Start-up FlyingStars.
Das junge Unternehmen mit Sitz im Gründungs- und Unternehmenszentrum Triple Z in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Welterbes Zollverein zaubert seit seiner Gründung im Jahr 2021 kreative Animationen, Formen, Figuren und Schriftzüge mithilfe kleiner Drohnen in den Himmel. Die Inspiration dazu holten sich die Gründerinnen und Gründer Florian Becker, Manuel Contreras Hernandez, Ronja Donsbach und Erwin Wilms tatsächlich bei YouTube. „Die Idee ist während des Corona-Lockdowns entstanden. Wir haben Videos von Drohnenshows aus Asien gesehen und haben uns zum Ziel gesetzt, dies auch in Deutschland zu realisieren“, sagt Erwin Wilms. Dann ging´s schnell: GmbH gegründet, ehemaliges Stellwerk im Triple Z bezogen, Genehmigung vom Luftfahrt-Bundesamt eingeholt, Gründerkredit beantragt und davon die ersten Drohnen gekauft – rund 1.000 Euro das Stück.
Waren es anfangs noch kleinere Firmenevents, Hochzeiten oder runde Geburtstage, zu denen FlyingStars ihre Drohnen tanzen ließ, sind es mittlerweile auch große namhafte Unternehmen, die die Auftragsbücher füllen: Neben Puma gehören dazu unter anderem Bosch, Prada, Red Bull, Siemens oder Volkswagen, die die Dienste von FlyingStars nicht nur für Events, sondern zuweilen auch für Werbeaufnahmen in Anspruch nehmen. Mit dem Auftragsvolumen stieg auch die Anzahl der eingesetzten Drohnen. „Wir sind mit 50 Drohnen gestartet. Mittlerweile gehören 250 Drohnen zu unserer Flotte. Zusätzlich können wir uns weitere Drohnen beim Hersteller leihen, sodass wir auch Shows mit 350 Drohnen und mehr realisieren können“, sagt Florian Becker nicht ohne Stolz. Die sind auch notwendig, wenn beispielsweise ein US-amerikanisches Football-Team vom Kaliber der Carolina Panthers anklopft, um mit einer Drohnenshow bei den diesjährigen Munich Games angekündigt werden zu wollen.
Bis so eine Show steht, sind viele Programmier- und Designarbeiten notwendig, die sich – je nach den individuellen Wünschen der Kunden – über mehrere Wochen erstrecken können. Schließlich sollen die Drohnen bestimmte Formen und Schriftzüge zentimetergenau „erfliegen“, sich passend zur Musik bewegen, sich dabei nicht in die Quere kommen und obendrein auch noch bestimmte Farben annehmen. „Abhängig von der Anzahl der Drohnen und der Dauer kann so eine Show auch mal bis zu 100.000 Euro kosten. Das ist aber eher die Ausnahme. In der Regel greifen unsere Kunden auf bereits konzipierte Shows mit kleinen individuellen Elementen zurück. Hier starten die Preise bei etwa 6.000 Euro“, sagt Erwin Wilms. Wie so eine Show aussieht, welche Formen dabei entstehen und welche Farben dabei aufleuchten – das ist Sache des hauseigenen Designteams. „Für das Programmieren und Designen der Shows setzen wir bevorzugt auf Absolventinnen und Absolventen im Bereich Kommunikations-Design. Eine Mitarbeiterin hat zum Beispiel einen Abschluss von der Folkwang Universität der Künste in Essen“, sagt Florian Becker. „Zusätzlich müssen unsere Mitarbeitenden ausgeprägte IT-Kenntnisse mitbringen, da die Drohnen mit einer speziellen Software programmiert und gesteuert werden.“ Trotz des speziellen und hohen Anforderungsprofils ist das FlyingStars-Team mittlerweile ordentlich gewachsen: Neben den vier Gründerinnen und Gründern gehören acht weitere Mitarbeitende zum Team.
Sie allen haben eine Vision: Sie wollen eine nachhaltige Alternative zum klassischen Feuerwerk etablieren.
Foto: Ralf Schultheiß
„Drohnenshows sind deutlich umweltfreundlicher. Die Drohnen produzieren keinen Müll, keinen Lärm und keinen Feinstaub – im Gegensatz zu einem Feuerwerk. Die Drohnen fliegen die Show und wir sammeln sie wieder ein. Zudem sind die Drohnen sehr nachhaltig. Wir fliegen teils noch immer mit unseren ersten Drohnen, welche inzwischen mehr als 70 Shows absolviert haben“, berichtet Erwin Wilms. Davon hat allerdings noch keine in Essen stattgefunden. „Wir hoffen, dass unsere Shows auch bald in Essen zu sehen sein werden“, so Florian Becker. Es wäre ein Spektakel – nicht nur „made“, sondern auch „performed“ in Essen.
ZUM START-UP